Erich’s Luxusduschbad

Ich habe heute in Lauenburgs Geschäften ein Produkt entdeckt, das ich Euch nicht vorenthalten möchte:

Am Besten davon gefällt mir Erich’s Luxusduschbad.

Das gab es noch schöner, und zwar schlicht und elegant in einer blauen Schachtel, mit demselben Aufdruck wie auf der Flasche.
Diese Schachtel hat mir zwar besser gefallen als das 3-er Set, aber ich wollte Euch die anderen Variationen nicht vorenthalten.

Auch schön ist DDR Margot´s Duftwolke, die Aufmachung ganz im Stil von Erich’s Luxusduschbad.

Diese Produkte sind sicher ein nettes Geschenk für die 11 % der Deutschen, die sich die Mauer zurückwünschen.

Doch Vorsicht! Der betörende Duft der Produkte, wenn man DDR und BRD mischt, kann dazu führen, dass man sich gegenseitig hemmungslos in die Arme schließt!!!

Nach dem ausgiebigen gemeinsamen Duschen werden dann in Zukunft womöglich nicht nur mehr als 4% der Ehen zwischen Ost- und Westdeutschen geschlossen sondern auch mehr gleichgeschlechtliche Ehen oder gar Ehen unter guten Freunden oder Spitzeln und Systemfeinden!

Bahnbrechend riskant dieses Produkt! Hoch die irrationale Solidarität!

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Abschied von der grünen Maus

Jetzt ist mein letzter Blogeintrag entgegen meiner Vorsätze schon eine Woche her.
Aber ich war unterwegs und es ist einfach so viel anderes zu tun. Die Realität holt mich ein…
Noch dazu wird es immer schwerer, jeden Tag ein interessantes Thema zu finden…

Ich werde aber trotzdem weiterhin mindestens einmal die Woche meinen Beitrag an der fortschreitenden Datenvermüllung im Internet leisten!

Gestern Abend wurde zwei Häuser weiter Sperrmüll nach draußen gestellt, ganz oben auf dem Haufen thronte eine grüne Stoffmaus.

Diese Maus hatte etwas Faszinierendes durch ihre Absurdität. Man fragt sich, wem sie gehört hat, was sie „erlebt“ hat oder auch, wer sich überhaupt hat einfallen lassen, so ein Stofftier zu kreieren.

Während die Maus heute Morgen abtransportiert wurde, schaute eine Katze durchs Fenster zu:

Die grüne Maus

Die grüne Maus, ihr Ende und die Katze

Generell ist Sperrmüll für mich etwas Besonderes.

Es ist interessant, wie Straßen sich durch ihn verändern. Die heraus gestellten Möbel können, wenn sie gut erhalten, die Straße zum Beispiel in eine Art öffentliches Wohnzimmer verwandeln, das dazu einlädt, sich zwischendurch einfach mal hinzusetzen.

Auch das Stöbern macht Spaß. Als Kind habe ich, wenn in Stammheim der zentrale Sperrmüll war, immer alle möglichen Sachen nach Hause geschleppt, was meiner Mutter natürlich nicht gefiel. Leider wurde dieser zentrale Sperrmüll dann abgeschafft. Anscheinend gab es mit der Zeit zu viele konkurrierende Banden, die um die guten Stücke kämpften. Man sah tatsächlich einige Lieferwägen mehr in den Straßen als sonst.

Als ich in Frankfurt und Offenbach gewohnt habe, stammte ein großer Teil meiner Einrichtung aus dem Sperrmüll. Das waren paradiesische Zustände, es stand immer an irgendeiner Ecke etwas herum. Das vermisse ich in Hamburg.

Für meinen Film „Irrläufer“ haben wir auch einen Tag in Fulda gedreht, weil dort noch zentraler Sperrmüll stattfand.

Ganze Straßen voll Gerümpel erzeugen eine gewisse Unübersichtlichkeit, eine Unordnung, die ich als angenehm empfinde. Leute laufen mit gefundenen alten Sachen herum, und man kann ein bisschen vergessen, in was für einer modernen, technisch hoch entwickelten Welt wir leben.

Natürlich entsteht auch eine Atmosphäre von Verwahrlosung, wenn Sperrmüll herumsteht (besonders in Offenbach…). Denn es ist ja tatsächlich Müll, auch wenn ein paar Sachen meistens noch halbwegs gut erhalten sind. Aber genau dieser seltsame Zustand aus Chaos und Verfall beruhigt mich, ich mag diese Schäbigkeit. Wenn es noch dazu regnet, verwittert das Material, das Holz verbiegt sich, Bezüge verfärben sich. Endlich ist alles mal nicht aufpoliert, steril oder ordentlich, so dass man sich selbst getrost auch mal gehen lassen kann.

Im Angesicht eines Sperrmüllhaufens wird man sich auch der Vergänglichkeit von allem bewusst. Er zeigt, dass alles einmal zu Ende geht, dass die Zeit ihre Spuren hinterlässt und dass der Verfall zum Leben gehört.

Das mag für manche deprimierend sein, für mich ist es das nicht, ich empfinde es eher als menschlich.

Der Prozess der Abnutzung und der langsamen Auflösung ist normal und zeigt, dass Dinge eine Geschichte haben, dass sie benutzt und gebraucht wurden, dass sie zum Leben gehört haben, auch wenn sie jetzt traurig und verlassen auf der Straße stehen.

Auch was man lange gehegt und gepflegt hat, kann nicht ewig existieren, und so muss eben auch mal ein Lieblingssessel auf die Straße. Das ist eine Form des Loslassens, ein Sinnbild für den permanenten Wandel, für das Widerspiel zwischen alt und neu, und dafür, dass das Leben immer im Fluss ist.

Manchmal versinnbildlicht der Sperrmüllhaufen ein ganzes Leben, wenn man erkennt, dass es sich um eine Hauhaltsauflösung eines vermutlich alten und verstorbenen Menschen handelt.

Es ist natürlich traurig zu sehen, was greifbar, als „Materie“, von einem Leben zurückbleibt. Und dass diese Sachen dann auch zum großen Teil einfach so weg geworfen werden.

Aber man kann leider nicht jede Zuneigung weitervererben, zu diesem Sofa oder auch zu jedem alten Buch, das, obwohl es alt ist, für Antiquare keinen Wert hat. Letztendlich ist es wahrscheinlich auch wichtiger, dass man zu Lebzeiten eine Welt aus Alltagsgegenständen um sich herum hatte, mit denen man sich wohl gefühlt hat und zu denen man seinen persönlichen Bezug hatte, als dass diese Dinge einen überdauern.

Wenn ich einen solchen Sperrmüllhaufen sehe, denke ich trotzdem ein wenig betrübt an das Schicksal der Person, der das alles gehört hat, und manchmal nehme ich auch ein Buch oder etwas mit, bei dem ich denke, dass es etwas Besonderes war. Aber ich bin auch froh darüber, daran erinnert zu werden, dass nichts für immer ist, dass alles seine Zeit hat und eines Tages vorbei sein wird, und man sich darum daran freuen muss, solange es da ist.

Allzeit aufbruchsbereit

Die Schnelllebigkeit, die Flexibilität, der ewige Datenfluss, das Bewusstsein, dass irgendwo immer Tag ist und es auch ohne einen weiter geht, das alles vermittelt den Eindruck, dass es wichtig ist, allzeit bereit zu sein, genauer: allzeit aufbruchsbereit.

Auch wenn man gerade recht bequem sitzt, sollte man bloß nicht faul werden, bloß nicht zu sehr verweilen, oder zumindest dabei die anderen Optionen im Auge behalten!
Aufbruchsbereit zu sein heißt darum auch, immer auf der Lauer zu liegen und rechtzeitig den Absprung zu schaffen, im Zweifel voreilig.
Denn wer schneller aufspringt ist auch eher vorn oder sogar der Erste! Und auch schneller weg, wenn es Ärger gibt!

Also haben wir unser Survivalpack immer dabei. Alles, um von jetzt auf gleich zu verschwinden oder einen anderen Weg zu nehmen als geplant, in den Süden statt in den Norden oder umgekehrt. Wenn man weit kommen will, dann muss man überall hin! Ballast muss abgeworfen werden. Bloß keine Sentimentalität! Bloß nicht an Dingen hängen, die nicht bzw. nirgends reinpassen! Das wichtigste ist klein, maßgeschneidert fürs Handgepäck, Notebooks, iPhone & Co. Und dann los, ohne schlimme Abschiedsszene, denn im World Wide We sieht man sich wieder, darin geht so einfach keiner verloren!

Die permanente Aufbruchbereitschaft ist also nützlich, mehr noch, notwendig! Auch wenn es meist bei nur bei einem hibbeligen Gefühl bleibt, durch das man auf dem Stuhl hin und her rutscht, auf die Tür oder das Telefon starrt, während das andere Leben dann doch nie anklopft. Aber so ist das nun mal. Man lebt auf dem Sprung, sonst trifft man kein Sprungbrett, und manchmal ist es auch ganz angenehm, sich damit zu rechtfertigen, wenn man sich nicht festlegen kann, festlegen will.

Vielleicht, weil eine nicht so ganz erklärbare Angst existiert, die einen davor warnt, in einem Leben haften zu bleiben, das vielleicht nicht die beste Option war. Und dann ist da, ganz gut versteckt, auch noch das Bewusstsein, dass es dumm ist, sich für eine Sache zu entscheiden und nur auf diese eine Sache zu setzen, da es keine Garantie gibt, dass alles gut gehen wird. Und bevor man leer ausgeht, also gar nichts mehr hat, nur sich selbst, und keine Ablenkung, ist es besser, den Plan C, D und E in petto zu haben, am Besten ohne Prioritäten untereinander. Und außerdem offen zu sein, für unbekannte Pläne. Dann wird schon irgendwas klappen! Wenn nicht, kann man sich wenigstens sagen, dass man ja auch nicht so richtig überzeugt war, und da eher reingeraten ist, sich also nicht bewusst dafür entscheiden hat, was ja auch stimmt, denn es gab ja auch den Plan Y, und bei so vielen Optionen kann man ja nicht erwarten, dass jede durchdacht ist…

Sowieso, wie soll man sich auch entscheiden, wie soll man wissen, was einem gut tut oder richtig ist, oder in welchem Leben man wirklich ankommen will, oder ob man überhaupt ankommen will, bevor man alles mal ausprobiert und kennen gelernt hat! Die Welt ist doch so voller Farben, Bilder und Möglichkeiten… Mein Gott, da ist ja noch eine Menge zu tun, schnell einen Zahn zulegen! Zum Glück hat man seine Aufbruchsbereitschaft immer mehr kultiviert, denn wenn man nicht flink ist, zu viel schaut und anhält, braucht man am Ende ein ganzes Leben, bis man auch nur ansatzweise alles kennen gelernt hat und wissen kann, was das Beste für einen ist…

Wie blöd nur, dass es immer weniger gibt, was einen fesselt, und man gar nicht das Gefühl hat, jetzt eher zu wissen, was man mag oder wo(mit) man es gut aushält, und dabei ist der Berg vor einem nicht mal wirklich kleiner geworden… Aber jetzt hat die Uhr (oder die Bombe?) schon angefangen zu ticken, also nicht nachdenken, das hält nur auf, schnell weiter, auf geht’s, los!

Jeden Tag ein neuer Fluss

Es heißt, man steigt nicht zwei Mal in denselben Fluss. Also schaue ich jeden Tag auf einen neuen Fluss.

Die Elbe steigt zur Zeit. Der Weg direkt am Wasser ist wieder verschwunden, die Büsche und Gräser vom Ufer ragen nur noch ein bisschen aus dem Wasser. Die Enten sind jetzt woanders.

Diesmal haben sie die Bänke rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Die letzte war vor ein paar Monaten weg geschwommen.

An der Mauer erinnern Markierungen an die schlimmsten Fluten seit mehr als 200 Jahren.

Fassungslos und fasziniert stehen sonst die Touristen davor und stellen sich vor, wie das Wasser weit über ihren Köpfen steht und wie sie unter der Oberfläche herumwandeln. Heute steht dort keiner und staunt. Das Wasser stünde ihm bis zur Hüfte. Für eine Markierung reicht das nicht.

Täglich ziehen diese Wassermassen an mir vorbei.
Ich sehe deren Oberfläche, ich sehe Muster, die der Regen und der Wind auf ihnen erzeugt.
Ich sehe den Himmel als Spiegelung.
Was im Wasser ist, sehe ich nicht. Ich sehe nicht, was mit ihm davon treibt.

Es gleicht sich, Tag für Tag. Auch wenn etwas darin verloren geht. Ein Stein, ein Fass, ein Handy und das andere. Unaufhaltbar fließt es weiter und verschluckt, was ihm nicht ausweichen kann. Materielle, ideelle Dinge, fort, nicht auffindbar.

Auch was auf dem Grund liegt, seit Jahren, Jahrzehnten, ist nicht zu erkennen. Manche möchten es auch nicht wissen.

Wenn man badet, greift der Schlamm nach den Füßen.
Schlamm, in dem manchmal auch etwas stecken bleibt. Scherben, Flaschen, ein Anker, Geschichten.
Der Schlamm fühlt sich seltsam an.

Ich bin nie auf etwas Festes gestoßen.

Meine Haare kämmt der Wind

Die Jugend! Ein beliebtes, ein unterhaltsames und fast unerschöpfliches Thema.

Da erinnere ich mich zum Beispiel an einige Sprüche und Weisheiten, die zu jener Zeit gern auf Hefte, Ordner und Mäppchen gekritzelt wurden, wie z.B. der heutige Titel „Meine Haare kämmt der Wind“.

Rebellion, Feminismus, Protest & Gotteslästerung trafen dabei auf Resignation & Depression, aber auch romantische Visionen & verträumte Utopien kamen nicht zu kurz!

Hier die (meiner Meinung nach) besten, blödesten, abartigsten und witzigsten Sprüche von damals!
Das Lebensgefühl der „wilden“ Jahre, unzensiert, ungeordnet, unvergesslich!

(Ich spare mir hier, die Urheber zu nennen, die teilweise sowieso nicht zu ermitteln sind.)

***

Bulle, Richter, Staatsanwalt, alle in die Strafanstalt!

Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte!

Gestern standen wir vor dem Abgrund, heute sind wir schon einen Schritt weiter.

Ich wollte glücklich sein und bekam eine neue Einrichtung. Ich wollte Liebe und bekam ein Spielzeug. Ich wollte Freunde und bekam LSD. Ich wollte leben und starb.

Zahme Vögel singen von Freiheit, wilde Vögel fliegen!
Bekannt auch das Plakat dazu:

https://i0.wp.com/www.contraste.org/images/voegel.jpg

Nerv! Aufreg! Laber!
(Nila, du hast dazu auch immer so schön gekritzelt!!! Vielleicht ist das mal ein eigenes Thema wert!)

Die Pflicht ruft, lass sie schreien!

Alle Macht den Drogen!

Nicht verzagen jetzt versagen! (Hatten wir uns das selbst ausgedacht…???)

AusländerInnen lasst uns nicht allein!

Weiblich ist unbeschreiblich!

Frauen erhebt euch, und die Welt erlebt euch!

Überall Revolution, Frauenkampf sprengt jede Nation!

Seid furchtbar und wehret euch!

Maria, hättest du abgetrieben, der Papst wär’ uns erspart geblieben.

Ich ging in die Wälder, denn ich wollte wohlüberlegt leben, intensiv leben wollte ich, das Mark des Lebens in mich aufsaugen, um alles auszurotten, was nicht Leben war, damit ich nicht in der Todesstunde innewürde, dass ich gar nicht gelebt hatte.

For the world you are someone, but for someone you are the world!

Happiness is an illusion caused by the temporary absence of reality.

One of the greatest tragedies of life is the murder of beautiful theory by a gang of brutal facts.

Falsche Hoffnungen sind besser als gar keine!

***

Ich freue mich sehr über weitere derartige Sprüche, z.B. als Kommentar!

Weltflucht und kultivierte Ignoranz

Anhand der Reizüberflutung und dem Überangebot an allem, auch an Kultur, an Filmen, an Büchern etc., muss man, wenn man dennoch gern etwas hinzufügen möchte, Strategien entwickeln, um sich nicht erschlagen und entmutigen zu lassen.

Man kann zum Beispiel Weltflucht betreiben, indem man irgendwo in die Pampa zieht, wo sonst keiner ist, dann vergisst man auch mit der Zeit, dass es überhaupt noch andere gibt.

In der Ungestörtheit kann man seinen Gedanken freien Lauf lassen, man kann neue Konzepte und fantastische Ideen entwickeln, aber vielleicht auch Paranoia oder andere psychische Störungen. Aber selbst das kann interessant sein – aufschürfend, abgrundtief – und vielleicht zu außergewöhnlichen Extremerfahrungen führen, die man anschließend emotional unterstimulierten Wohlstandskindern näher bringen kann. Der Durchbruch ist dann gewiss!

Aber vielleicht kommt es auch anders, und es passiert einfach gar nichts, oder noch schlimmer, man wird langsam aber sicher weltfremd. So weltfremd, dass man den Draht verliert nach draußen und einfach keine Ahnung mehr hat, was in den Welt und in den Menschen vor sich geht. Was zur Folge hat, dass man nicht mehr in der Lage ist, das Lebensgefühl der eigenen Generation zu beschreiben, welche sich doch als Zielgruppe Nr. 1 im Werk wieder finden sollte…

In Maßen ist Weltflucht aber sicher nicht schlecht, auch weil der Blick aus der Ferne, der Perspektivwechsel, so manche neue Erkenntnis oder neue Betrachtungsweise mit sich bringt, und man diese dann endlich mal ungestört, ohne Ablenkung, ohne Lärm, ohne Menschen, ohne Verlockungen in einem Werk umsetzen kann!

Außer Weltflucht zu betreiben hilft in der Überfülle der Urbanität, in der nicht abreißenden Informationsflut und der allgegenwärtigen Medienrealität vielleicht auch eine streng kultivierte Ignoranz, ein Tunnelblick, der sich auf eine winzige, kaum wahrnehmbare Lücke konzentriert.

Mein Fahrlehrer sagte immer, wenn du irgendwo nicht drauf fahren willst, sondern ausweichen, dann schau da bloß nicht drauf! Wo man hinschaut, fährt man automatisch drauf! Schau einfach dazwischen durch, auf die Lücke, dann hast du freie Fahrt, dann gibt’s keinen Zusammenstoß!

Auch wenn ich das beim Autofahren nur mit Mühe hinbekomme und schnell mal irgendwo drauf fahre (bzw. Panik habe, dass es gleich passiert), versuche ich mich zumindest beim „Kreativen Schaffen“ daran zu halten.

Ich schau einfach dazwischen durch. Zwischen den Massen, den Bildern, den Buchstaben, den vielen Einsen und Nullen.
Ich mach mich dünn(e) und geb‘ Gas!

Mal sehen, wo die Reise hinführt…
Ich hoffe, irgendwann auch raus aus dem Tunnel!

Null

Heute ist nur Raum für lose in der Luft hängende Sätze, für Halbgedanken, die sonst flinken Partikel im Gehirn sind unsportlich, sie hängen in den Seilen, wollen heute nicht, halten nicht durch, alles wird nur angefangen, nichts zu Ende gebracht, nichts zu Ende gedacht, nichts überzeugt, nichts fängt Feuer, und so ist das nun mal, manchmal, das ist ganz normal, das ist das ganz normale Leben, erst die Einfallslosigkeit, dann die Lustlosigkeit, vielleicht aus Müdigkeit, aber hinterfragen lohnt sich nicht, und dann stochert der halbherzige Elan im Dunkeln, ein stehendes Gewässer, darüber Himmel, eintönig, aber schlimm ist das nicht, es ist nicht tragisch, das ist das Unerträgliche daran, dieses Nichts, diese Seichtigkeit, der fehlende Ausschlag, weder nach unten, noch nach oben, die 0 auf der Skala, das Totale an der Banalität, die Durchschnittlichkeit, Alltag eben, das Ticken der Uhr, halb so wild, mehr nicht.

Auflösung

Es ist 5:37 Uhr. Draußen ist es unwahrscheinlich neblig.
Ich sehe das andere Ufer nicht.

Über die unsichtbar gewordene Brücke fahren Lastwagen. Sie fahren durch dieses Nichts und vertrauen darauf, dass die Straße sie auch durch den Nebel ans Ziel führt. Auch wenn sie nicht überprüfen können, ob sich hinter dem Nebel wirklich die Welt versteckt, die sie kennen. Vertraute Ecken, die ihnen sonst als Orientierung dienen.

Nicht einmal das Licht ihrer Scheinwerfer schafft es bis zu meinem Fenster.
Die Welt ist nur noch hörbar, alles andere muss erfunden werden.
Die Abwesenheit überwiegt. Zwei Fahnen klackern im Wind, im Wasser bewegt sich etwas.

Auch das Dazuerfundene ist frei von jedem zuviel.
Es ist vollkommen, aber nicht greifbar, nicht haltbar, wie alles Erfundene.
Im Hellen, entnebelt und entlarvt, wird es etwas anderes.

Eine Täuschung. Eine Wunschvorstellung. Eine Nebensächlichkeit.

Recycelte Dichtung

Heute ist mal wieder Kaiser-Wilhelm-Zeit. Um nicht von seinem ohrenbetäubenden Tuten aus dem Schlaf gerissen zu werden, welches er meist genau vor meinem Fenster ausstößt (mit Dampfwolke!), stehe ich inzwischen samstags, unabhängig von den vorabendlichen Aktivitäten, spätestens kurz vor 9 Uhr auf.

Während sein Tuten sich in einem wellenartigen Echo die Elbe hinab windet, ertönt gleichzeitig das für meine Ohren ziemlich unerträgliche Dampf-Geräusch des Antriebs. Es klingt, als würde etwas gewaltsam eingesaugt, aufgekocht, zerteilt und ausgespuckt…

fffffschlschsssfffffffflllsssschschfffsssssschslffflllsschlschsssfff…

Wer sind wohl die Leute, frage ich mich dann, die morgens um 9 Uhr schon auf so einem Schiff herumfahren und dieses Geräusch ohne Gänsehaut ertragen? Gisela, Hannelore, Norbert und Dieter?

Dieter! Eine Assoziationskette.
Denn dazu fällt mir ein, dass ich letztes Jahr bei einem Wettbewerb zum Thema „Über die Dichtung“ mitgemacht habe. Ausgeschrieben hatte den Wettbewerb ein Hersteller von Dichtungsmaterial. Nach dem Motto „Wir sind ebenfalls Dichter“.
Der Titel meines Gedichts war „Dieter“.

Leider habe ich nichts gewonnen. Denn: Es gewann nur ernst gemeinte Dichtung!

Wild, wirr, melancholisch, sinnlich, wehmütig, „Blut“ oder „Fleisch“ erwähnend, oder sich zumindest reimend. Ich glaube überall war das Dichten selbst Thema. (Aha, darauf wollten die Macher also hinaus…)

Die Gewinner waren also richtige Dichter, wahre Künstlernaturen!!!!!
Da kann ich leider nicht mithalten.

Weil man im Leben aber ungern Dinge völlig vergeblich macht, nutze ich die Gelegenheit, mein Dichtungs-Gedicht extra für Euch noch mal ganz privat zu veröffentlichen!

Dieter

Er war nicht vorteilhaft abgedichtet,
auf dem Foto, das er mir schickte –
mit Dichtungsringen unter den Augen,
schielte er in zwei verschiedene Dichtungen.

Doch die helle Farbe dieser Augen
ließen sein Gedicht strahlen,
und so dichtete ich nicht weiter
über sein dicht gewordenes Haar.

Er lud mich kurzerhand zum Essen ein,
und kochte uns ein exotisches Gedicht.
Und wie Irrdichter bei Nacht und Nebel
erkundeten wir dichtungslos unsere Herzen.

Er war der Dichtspalt in der Nacht,
der unter meiner Tür ins Zimmer lugt.
Die Dichtung in einem dunklen Wald,
auf der einen die Sonne lieblich kitzelt.

Doch als wir gemeinsam begannen,
uns eine Wohnung einzudichten,
fraß die Uneinigkeit unsere Liebe,
wie ein Aktenverdichter das Papier.

Das Schönste was von uns blieb,
waren ein paar Doppelbedichtungen,
kein Kautschuk konnte die Zukunft kitten,
die wir uns einst erdichtet hatten…

So einfach

Ich dachte, es wäre schlimm, ohne Regenschirm zu gehen, denn der Regen war heftig. Ich war bald nass bis auf die Haut und meine Kleidung klebte. Die Strassen waren leer gefegt, so war ich ganz allein auf der Welt.

Ich hätte nicht gedacht, dass alles so schnell verschwinden kann.
Meine Schuhe quietschten während ich niemandem begegnete. Niemandem, der mich mit grimmigem Blick hätte anschauen können. Niemandem, der mich aus Versehen mit seinem Regenschirm gepiekst hätte. Ich ging, und es war plötzlich so einfach.

So einfach, glücklich zu sein, ganz ohne Ziel.