Weltenden

My Blog only exists in German.

Dieser Text entstand für eine Ausstellung zum Thema „Weltende“, das ja für den 21.12.2012 prognostiziert wurde. Mit dem Weltende endete  zwar nicht die Welt aber zumindest mein Blog, eventuell kommt irgendwann die Auferstehung.

 

Hier und heute endet die Welt. Deine, meine, diese, die andere, die ganze, alle Welt.

Danach – Weltenschrott, Weltentrümmer, Zusammenbruchwelten, Weltverendungen – oder einfach nur Weltenden?

Individuelle Infernos platzen im Angesicht der ablaufenden Zeit in die Öffentlichkeit. Der Untergang wird zum Publikumsmagnet, hat Sogwirkung, treibt uns in berauschende Paranoia, erzeugt Gedankenstürze in die unerforschten Tiefen des Weltalls, schwarze Löcher stülpen sich nach außen und spucken düstere Verschrumpelungen unseres Unterbewusstseins in die Nacht. Kollektive Schreckensbilder, dämonische Phantasien, verbotene Gedanken, entfesselte Begierden, Albtraumvisionen, Angstobsessionen, einst von der Zivilisation gezähmt, eingedämmt durch Zeitmanagement und Fortschrittsarchitektur, stets unterdrückt und doch im Schatten lauernd.

Dieses verdrängte dunkelste Etwas kriecht nun wieder ans Tageslicht und zeigt sich ungebrochen in seiner Macht. Heute noch wird der Boden unter unseren Füßen wackeln. Und wir werden jedes individuelle Leiden, jedes persönliche Unglück, jede Ahnung und Erfahrung von Schmerz aufgeben für etwas Größeres, nämlich die EINE grenzenlose, mächtige Katastrophe, die in ihrer Absolution alle anderen überflüssig macht. Die auch unsere Errungenschaften, unsere Ambitionen oder unsere Grenzen überflüssig macht. Sie löst die letzten Barrikaden zwischen uns auf, so dass wir zu einer reinen Masse aus Kohlenstoffverbindungen verschmelzen und in kollektiver Todesangst vereinigt einen bisher nie erlebten Frieden finden – unendlich, meditativ, glückselig, befreit von Neid und jeder Art schäbiger Sehnsucht.

Wir wabern in einem fast körperlosen Zustand ineinander – bevor wir verbrennen oder erfrieren, ersticken, implodieren oder aber versprengt ins Weltall schlittern, aufeinander zu, ineinander hinein, bis sich aus den Versatzstücken unserer Überreste neue Körper bilden. Um dann als solche, monsterhaft verstümmelt, fünfäugig, sechsbeinig, lichtgeschwindig in fremde Galaxien einzudringen, als Satan oder Messias, oder einfach als Außerirdische, Fremdlinge, beäugt, begutachtet, gehasst, bewundert, verfolgt oder verehrt. Wodurch wir ungewollt und zwangsläufig wieder zu einem Teil von etwas werden, einer Welt, die immer weiter expandiert und zugleich ihrem Ende entgegen strebt.

Dieser Text entstand für eine Ausstellung zum Thema „Weltende“, das ja für den 21.12.2012 prognostiziert wurde.
Mit dem Weltende endete auch mein Blog, eventuell kommt aber irgendwann die Auferstehung.

Abgetaucht

Meine Augensterne sind abgetaucht.
Jede Gesinnung wird verschluckt.
Expansion der Nebelwand.

Verlangsamtes Verlaufen,
versammelte Verspätung.
Etwas entgleitet mir.
Das Virus lebt in meinem Kopf.

Unter den Körnern im Sand
Gedanken, die Straßen beleben.
Erdachte Materie
kaum verstrickt mit der Stadt.

Es ist gefährlich, ohne den Schutz der
Undurchschaubarkeit zu leben.

Doch solange ich hier bin,
bin ich frei.